7. SONNTAG der Osterzeit

 

Evangelium nach Johannes (17,20-26))

 

Jesus betet, inständig, intensiv, leidenschaftlich. Er hat ein Anliegen, das tief in seinem Herzen brennt und das er Gott anvertraut. Es geht um seine Freunde und um alle, die in Zukunft durch sie zu ihm finden werden, also Christen werden. Es ist sein tiefster Herzenswunsch, dass sie alle in Einheit und Verbundenheit miteinander leben, dass sie eine (christliche) Gemeinschaft bilden.

Aber Jesus meint damit mehr als nur eine Hobby- oder Interessensgemeinschaft mit vielen Organisationen, Gruppierungen und Ausschüssen! Es geht ihm um eine innere, geistige Verbundenheit. Eine wahre christliche Gemeinschaft, nicht nur gegenseitige Sympathien und Interessen. Diese können mithelfen, sind aber nicht der letzte Grund des Zusammenhaltens und der Verbundenheit. Christliche Gemeinschaft entsteht und wächst dort, wo Menschen in sich eine Sehnsucht nach Gott spüren, ihn suchen und Beziehung zu ihm pflegen.

 

Je mehr wir Gott suchen, desto mehr werden wir uns an Jesus wenden. In ihm hat sich Gott ja selbst mitgeteilt. Jesus weiß wer Gott wirklich ist. Er kennt ihn wie keiner sonst, weil er eine einzigartige Beziehung zu ihm hat. Und Jesus wünscht sich nichts lieber, als dass unsere Beziehung zu Gott auch intensiv ist und dass dadurch unsere Beziehung zu allen, die auch Gott suchen, wächst. Er bittet: „...damit alle eins sind, wie du, Vater in mir und ich in dir, damit auch sie in uns sind... damit sie eins sind, wie wir eins (sind)“.

 

Es ist unser Glaube an Gott und an Jesus der es möglich macht, dass wir als christliche Gemeinschaft, in Einheit und Verbundenheit miteinander, leben können. Diese innere, geistige Verbundenheit mit Gott und mit Jesus ist Fundament und Voraussetzung für wahre christliche Gemeinschaft. Die Einheit einer christlichen Gemeinschaft kann nur in der Gott- und Jesusverbundenheit ihrer Mitglieder begründet und lebbar sein.

 

Und Jesus macht noch einen Schritt weiter: „So wie wir, Vater, so sollen auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ Diese Einheit und Verbundenheit der Glaubenden soll für die Welt ein Motiv des Glaubens an Jesus als den Gesandten Gottes sein. Eindringlicher kann unsere Verantwortung kaum ausgedrückt werden. Wenn »die Welt« nicht glaubt, muss die Schuld nicht allein bei ihr liegen. Es kann auch an unserer Uneinigkeit, Distanziertheit und Entfremdung einander gegenüber und dadurch an unserer Unglaubwürdigkeit liegen! Es kann uns nur gelingen in wahrer Gemeinschaft und Verbundenheit miteinander zu leben, wenn wir auch in Verbundenheit mit Jesus und mit Gott leben. Die gemeinsame Liebe zu Gott, unserem Vater ist für Jesus der Schlüssel zur Einheit und Verbundenheit miteinander. Was hält uns zusammen? Schlussendlich nur das Bewusstsein, dass wir füreinander Glaubensschwestern, Glaubensbrüder sind. Glaube, verstanden als intensive Vertrauensbeziehung zu Gott. Das ist das Band, das uns miteinander verbindet. Wie unterschiedlich wir auch sind: Weil ich weiß, dass Gott dich liebt, kann auch ich nicht anders als dich lieben.

 

 Als christliche Gemeinschaft, als Pfarrgemeinschaft sollen wir also mehr sein als nur ein Verein, wo Menschen zusammenkommen, weil sie gemeinsame Interessen, Hobbys und Freizeitgestaltung haben. „Die Liebe, mit der du mich geliebt hast, soll in ihnen sein und ich in ihnen“, sagt Jesus Gott seinem und unserem Vater. Dann ist christliche Gemeinschaft.

 

Ist das nicht eine Herausforderung? Sind wir uns dessen bewusst, wie oft wir hinter dem bleiben, was wir eigentlich sein sollten?

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